Donnerstag, 4. September 2014

Gut versteckt- das düstere Geheimnis des Osnabrücker Schlosses






Im rechten Flügel unseres Osnabrücker Schlosses liegt, vor den Blicken des ahnungslosen Fußgängers verborgen, der Gestapokeller. Eine unwirkliche Vorstellung, dass an einem so friedlichen Ort, der nun das Aushängeschild der hiesigen Universität ist, ein solch düsteres Geheimnis verborgen liegt.
Zunächst wirkt das Schloss und der mit Rosen bepflanzte Innenhof auf die Seminarteilnehmer sehr positiv: 

Wir haben dieses Poster vor unserem Vortag von den Teilnehmern erstellen lassen, damit ihre Gedanken und Gefühle, den Ort betreffend nicht beeinflusst sind: 
Die aufgeschriebenen Gedanken waren auffallend positiv, so wurde das Schloss als idyllischer, friedlicher Ort wahrgenommen, an dem sich die Teilnehmer wohlfühlen und entspannen können.

Um dem Geheimnis des Schlosses auf die Spur zu kommen, bewegen wir uns zunächst in der Zeit zurück und beleuchten dessen Geschichte.

Zwischen 1667 und 1675 wurde das Osnabrücker Schloss von Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg und seiner Gattin Sophie von der Pfalz erbaut und sollte ihnen als fürstbischöfliche  Residenz dienen.
Ernst August I. wurde im Jahr 1662 zum ersten evangelischen Bischof von Osnabrück gewählt. Bis zum Bau des Schlosses diente ihm die Iburg, die sich im Süden Osnabrücks befindet als Wohnsitz; bereits seit dem 12. Jahrhundert ist die als Burg und Kloster angelegte Iburg die Residenz aller Bischöfe. Das Bistum Osnabrück sollte, nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens 1648, abwechselnd von einem katholischen und von einem evangelischen Bischof aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg regiert werden.
Mit dem aufkommenden Absolutismus wuchs jedoch der Wunsch nach einer repräsentativeren, zentraleren Residenz, einem Schloss in der Stadtmitte.
Neben dem ästhetischen Anspruch, zur Demonstration seines Status, wollte Ernst August I. die Unabhängigkeit der Stadt einschränken. Für seine Absichten existierte jedoch kein entsprechendes Gebäude mehr, da die von seinem katholischen Amtsvorgänger Franz Wilhelm von Wartenberg erbaute und nur zeitweilig bewohnte Petersburg bereits 1648 von den Osnabrücker Bürgern "geschleift" worden war.
Nach dem Kauf eines geeigneten Grundstücks in der Neustadt wurde 1667 der Bau des vierflügeligen, barocken Schlosses begonnen. Mit dem Bau, der bis 1673 andauern sollte, waren wechselnde Architekten beauftragt.
Der Bischof nutzte den vierstöckigen Corps de Logis, als Wohnhaus. Neben den Wohnräumen verfügte es über Gästeräume, Wirtschaftsräume, den Marstall und eine Kapelle. Im dritten Stock des Corps de Logis befand sich außerdem ein Festsaal von 25 Meter Länge.
Die Seitenflügel des Palais wurden erst später errichtet.
Sophie von der Pfalz begeisterte sich für die französische Schlossarchitektur und  in besonderem Maße für die Gestaltung der Gärten. Seit sie gemeinsam mit ihrer Tochter, Sophie Charlotte, nach Frankreich reiste und dort Schlösser und Gärten besuchte. Aufgrund dieser Inspiration, war es fortan ihre Aufgabe den Schlosspark zu gestalten.
Die Hofhaltung jedoch konnte  nicht vollendet werden, da das Fürstenpaar nur  eine kurze Zeit im Osnabrücker Schloss lebte. Vier Jahre, nachdem der jüngste Sohn des Paares, Ernst August II. von Hannover, im Osnabrücker Schloss geboren wurde, trat Ernst August das Erbe seines älteren Bruders Johann Friedrich an: Die fürstbischöfliche Familie verzog nach Hannover, als Nachfolge  im Fürstentum Calenberg.
Wenige der nachfolgenden Bischöfe nutzten das Osnabrücker Schloss fortan als Residenz, weshalb es oft leer stand. Ernst August II., welcher 1715 zu dem Nachfolger des katholischen Bischofs Karl Joseph von Lothringen gewählt wurde, bewohnte zwar das Osnabrücker Schloss, lebte jedoch recht zurückgezogen und spartanisch, weshalb unter anderem die Pläne des Gartenarchitekten Martin Charbonnier kaum Beachtung fanden.


Sein ältester Bruder, Georg Ludwig, wurde als Georg I. König von Großbritannien und Irland. Er starb am 11. Juni 1727 im Osnabrücker Schloss, als er sich auf dem Weg von England nach Hannover befand.  Am 14. August 1728 verstarb auch Ernst August II. im Osnabrücker Schloss.
Sein katholischer Nachfolger, Clemens August I. von Bayern vernachlässigte das Schloss und es drohte zu verfallen.

Seit 1803 wird das Osnabrücker Schloss als Verwaltungsgebäude genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss bis auf die Außenmauern, durch Bombenangriffe zerstört. 

Nach dieser historischen Einführung sind wir mit unseren Seminarteilnehmern in den Gestapokeller gegangen um nun das dunkle Geheimnis preiszugeben welches sich in den Kellergewölben des Schlosses verbirgt.

Während des Nationalsozialismus waren im Westflügel Haft- und Folterzellen der Gestapo untergebracht. 
Nach Kriegsende wurde es wieder aufgebaut; die Innenräume wurden mehrfach umgebaut.
Nach dem Wiederaufbau bezog die Pädagogische Hochschule die Gebäude und seit 1974 hat die Verwaltung der Universität Osnabrück hier ihren Sitz.
Heute ist das Osnabrücker Schloss umrahmt von der Stadthalle und weiteren Gebäuden der Universität. Der Schlossgarten wird von den Studierenden zur Entspannung genutzt.


In Gedenken an das Geschehen der Kriegsjahre wurde 1995, am Westflügel des Schlosses, eine Gedenktafel angebracht, die den Ort sichtbar machen und an die ehemalige Gestapostelle und deren Opfer erinnern soll. 

Gestaltet sowie finanziert wurde diese Tafel von MitarbeiterInnen der Universität Osnabrück. Im Jahr 1999 wurde ein Konzept für die Gedenkstätte entwickelt und ein Jahr später gründete sich ein Trägerverein. Am 09.11.2001 konnte die dazugehörige Gedenkstätte mittels Spenden und durch den Trägerverein “Gedenkstätte Gestapokeller im Osnabrücker Schloss" mit Unterstützung der Universität Osnabrück eröffnet werden.
Die Gedenkstätte steht in konzeptionellem und organisatorischem Zusammenhang mit der Gedenkstätte Augustaschacht

Das Schloss ist seit dem 19 Jahrhundert Sitz verschiedener Behörden und zur Zeit des Nationalsozialismus Sitz der Gestapo. Die Gestapo, die geheime Staatspolizei des Nationalsozialismus, wurde bereits 1933 in Preußen eingeführt und als zentrales Machtinstrument benutzt, um die Stärke des dritten Reiches zu stützen. In ihr finden sich die wesentlichen Elemente der politischen Polizei, des Geheimdienstes sowie der Kriminalpolizei wieder. Das Personal der neuen Geheimpolizei kam vor allem aus diesen drei  Bereichen und der Verwaltung. Die leitende Oberschicht der Gestapo ist namentlich erwähnt und bekannt. Auch Lagepläne sind aus dieser Zeit noch erhalten.
Nach und nach breitete sich die Zuständigkeit der Gestapo auf das gesamte deutsche Reich und die von den Nazis besetzten Gebiete aus.
Sie war in drei Abteilungen gegliedert: Die Verwaltung (Personal, Finanzen, Kartei, die Exekutive (operative Vorgänge, gegen politische Gegner des NS-Regimes etc.)und die Abwehr (Observierungen, Gegenspionage in den von Deutschland besetzten Gebieten).
Ihre Aufgaben waren vor allem die Überwachung  der Bevölkerung, die Beseitugung politischer Gegner, die Erfassung und Deportation von Juden und anderen Gruppen, die nicht den nationalsozialistischen Anforderungen von Rassenreinhaltung entsprachen. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges obliegt auch die Überwachung von ZwangsarbeiterInnen der Gestapo.

Der Westflügel des Osnabrücker Schlosses, der alte Reitstall, wurde am 01.04.1938 für die Gestapo ausgebaut. Zuvor hatte diese ihren Sitz in Gebäuden der damaligen Bezirksregierung am Hegertorwall. Zwischen 1940-43 nutze die Gestapo das ehemalige Hotel Schaumburg am Schillerplatz, kehrte jedoch zum Schloss zurück; aufgrund erlittener Bombenschäden musste die Gestapo für wenige Wochen die Räumlichkeiten im Marienhospital Osnabrück nutzen.
Im Schloss diente vor allem die Hochparterre als Amts,- und Diensträume, sowie fünf Zellen  im Keller als „Hausgefängnis“.
Dieses Foto zeigt den Blick durch das Guckloch der Tür in eine der Haftzellen; den Gefängniswärtern war es möglich die Inhaftierten zu beobachten, die Insassen allerdings konnten nicht hinausschauen, die Spionage erfolgte also nur einseitig. Diese Überwachung fungierte zusätzlich zur Einzelhaft, als weiteres Machtinstrument zur Demütigung der Häftlinge.
 

Die Gestapostelle in Osnabrück nahm in ihrer Unterkunft eigenverantwortliche Vernehmungen vor, zu denen auch das verschärfte Verhör zählt, welches mit Folter gleichzusetzen ist. Der Gestapo war es erlaubt über die weiteren Geschehnisse ihrer Inhaftierten zu entscheiden und hatte ebenso die Möglichkeit auf das damalige Polizeigefängnis in der Turnerstraße zurückzugreifen. Zusätzlich hatte sie die Freiheiten die Inhaftierten entweder in ein Konzentrationslager zu überführen oder sie in eigenen Lagern unterzubringen, den sogenannten AEL oder AZ, Arbeitserziehungslagern. In diesen Lagern arbeiteten die Gefangenen teilweise wochenlang unter KZ-ähnlichen Bedingungen, bis die Gestapo über ihren weiteren Verbleib entschieden hatte. Im Osnabrücker Land befindet sich das ehemalige Arbeitserziehungslager Augustaschacht in Ohrbeck, welches seit 2000 seine Denkmalfunktion besitzt und, wie bereits erwähnt,  heute in enger Kooperation zu dem Gestapodenkmal steht.
In der „Reichsprogromnacht“ 1938 wurden bis zu 90 OsnabrückerInnen in den Haftzellen festgehalten. Die meisten inhaftierten Männer wurden anschließend in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Bis zum Kriegsende wurden immer wieder politische Gefangene, Zwangsarbeiter oder rassisch Verfolgte inhaftiert.
Von den fünf vorhandenen Zellen im Kellergeschoss sind heute nur noch drei Zellen und der dazugehörige Flur im ursprünglichen Zustand erhalten, insbesondere die Tür einer Zelle, die auch besichtigt werden kann. Nach 1945 wurden diese Räume als Abstellräume und Waschküche der ehemaligen pädagogischen Hochschule genutzt und später von der Universität Osnabrück verwendet. Daher sind in ihrem Erscheinungsbild die verschiedenen Zeitschichten der Nutzung erkennbar. Nicht zugänglich sind heute zwei Zellen und die Bereiche des Kellergeschosses, die während des 2. Weltkrieg als Luftschutzräume und für „verschärfte“ Verhöre genutzt wurden.

Die Gedenkstätte soll einen Ort der Information, des politischen Lernens, der Erinnerung und des Gedenkens darstellen. Die Gestaltung versucht den Opfern ein Gesicht und eine Stimme zu geben und die Täter sichtbar zu machen. Die Räume im Obergeschoss, sowie die Kellerräume waren für die Opfer ein Ort des „Überganges“, des „Transits“, ergo kein Ort des Bleibens, sondern des Durchgangs.
Dieser Transitcharakter soll in dieser Gedenkstätte sichtbar gemacht werden: Sie bildet den Zusammenhang der verschiedenen Orte der Gewalt und des Terrors in Osnabrück und Umgebung ab. Nur Fragmente erhaltener Zeugnisse aus der Geschichte Osnabrücks im Nationalsozialismus erhalten ihren Kontext. Der Gestapokeller ist nicht nur ein Ort an dem die Verbrechen unmittelbar geschahen sondern auch geplant und organisiert wurden.

Um Informationen über ihre Häftlinge speichern zu können, legte die Gestapo Karteien an, die zum Teil im Rahmen der Daueraustellung »Frauen im Räderwerk der Gestapo« zu sehen sind.
Insbesondere wird hier die Überwachung und Kontrolle von Zwangsarbeitern ersichtlich sowie deren Kontakte zu deutschen Bürgern; insbesondere weibliche Personen wurden observiert und angeklagt wenn sie Kontakt zu Deutschen oder zu ausländischen Zwangsarbeitern hatten und diese aufgrund ders geltenden Rassegesetzes, der Volksliste, der sogenannten Polenverordnung verfolgt wurden. Auch Hilfeleistende oder Menschen die Hilfe annahmen, in Form von Lebensmitteln etc., wurden überwacht. Die Beispiele aus der Kartei der Gestapo beinhalten Tatvorwürfe und die jeweiligen Strafen und Maßnahmen. 

Neben der Daueraustellung zeigt die Gedenkstätte Sonderausstellungen. Die letzte Sonderausstellung tug den Titel "Alter Eisenbahntunnel Lengerich KZ-Außenlager – Zufluchstort –Denkort?" und fand seit Oktober 2013 bis März 2014 statt. 

http://www.gedenkstaetten-augustaschacht-osnabrueck.de

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Dieser ehemalige Tunnel zwischen Osnabrück und Münster, wurde zwischen 1871 bis heute als Eisenbahntunnel, bombensicherer Zufluchtsort im Zweiten Weltkrieg und als  KZ-Außenlager genutzt. Es handelte sich um eine Posteraustellung, welche vor allem den Einsatz von KZ-Häftlingen für die Untertageverlagerung der



Rüstungsproduktion (Anlage »Rebhuhn«), sowie die Verfolgung flüchtiger Häftlinge durch die Osnabrücker Gestapo thematisierte. Die Poster wurden von dem Historischen Seminar der Universität Münster und der Geschichtsort Villa ten Hompel haben mit Studierenden erstellt und zeigen neue Forschungserkenntnisse zur Geschichte des
Tunnels.

Desweiteren bietet die Gedenkstätte die Möglichkeit von Projekten, Studientagen und Workshops im Gestapokeller an. Es können verschiedene Medien genutzt werden (Film, Fotografie, etc.) und die Gestaltung kann individuell erfolgen. Zudem besteht eine Kooperation mit der theaterpädagogischen 
Werkstatt Osnabrück, welche ihr Theaterstück »K(r)ampf« aufführen kann, welches sich mit der Vermeidung von  Rechtsextremismus auseinandersetzt. Mögliche Workshopthemen können sich zum Beispiel an der Frage "Warum soll heute an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert werden?" orientieren. (Weitere Themen von Projekt- und Studientagen, sowie weitere Bildungsangebote können auf der Internetpräsenz der Gedenkstätte eingesehen werden.) 
Interessant fand unsere Gruppe das jährlich stattfindende Sommerlager, welches interkulturelle, internationale und interreligiöse Begegnungen jeden Alters ermöglicht und ein Zeichen gegen Rassismus, Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Diskriminierung setzen soll.

Nach dem Verlassen des Kellers und dem Einfinden im Innenhof des Schlosses, ließen wir, im Anschluss an unseren Vortrag, ein weiteres Poster erstellen, welches die Frage des ersten aufgriff und anschließend mit dem ersten Poster verglichen wurde: 
Wie wir als Seminarleiter vermutet hatten, waren die Emotionen und Reaktionen auf das Schloss nun weniger positiv: Der schöne Ort mit dem düsteren Geheimnis sorgte nun für eine bedrückte und nachdenkliche Stimmung der Seminarteilnehmer. Sie empfanden Mitgefühl für die Opfer der Gestapo und die Idylle des Schlosses verwandelte sich in eine bedrückende Stille.

Da keiner der Teilnehmer vor unserem Vortrag von der Existenz des Gestapokellers wusste, entstand eine rege Diskussion über die fehlenden Hinweise auf die Gedenkstätte und die fragwürdige Platzierung der Gedenktafel.




Diese wirkt deplatziert aufgrund ihrer enormen Distanz zu der Eingangstür des Westflügels und kann somit nicht als offensichtlicher Hinweis auf die Gedenkstätte gesehen werden. Wie uns ein Mitarbeiter dieser Stelle mitteilte, ist eine weitere Tafel angedacht, die allerdings direkt unter die Bestehende gesetzt werden soll. Eine Überlegung die unserer Meinung nach nicht konstruktiv sein würde. Es würde sich um eine bedruckte Glasplatte handeln die alleine aus optischen Gründen nicht zu der bestehenden Bronzetafel passen würde. Außerdem ist bereits die Anbringung der ersten Tafel nicht ideal, sodass der Eingang der Gedenkstätte zukünftig nicht besser gefunden werden kann. Hier besteht sicherlich noch Diskussionspotenzial. Vielleicht könnte hier auch eine Kooperation mit dem Fachbereich Kunst der Universität Osnabrück stattfinden?

Der eigentliche Grund für die zweite Gedenktafel ist allerdings weniger zur Orientierung, sondern als Erweiterung gedacht, da auf der Bestehenden, neben den inhaftierten und verschleppten Juden, nur auf "weitere Häftlinge" hingewiesen wird, welche die Folter der Gestapo ertragen mussten. Vielleicht wäre hier entweder eine allgemeinere Gedenktafel sinnvoller gewesen oder sie müsste expliziter sein. So kann gedacht werden, dass die jüdischen Opfer mehr Gewichtung finden als "andere", obwohl diese sicherlich das gleiche Elend erleben mussten. Auch dieses wurde von uns und den Seminarteilnehmern innerhalb unserer Diskussion kritisiert.

Die unscheinbare Kellertür.
QR-Code und Öffnungszeiten-Gut versteckt.
Das Fehlen eines direkten Hinweises auf die Existenz des Gestapokellers erschwerte auch bei unserem ersten Besuch das Finden der Räumlichkeiten. Lediglich ein kleiner Zettel, der die Öffnungszeiten der Gedenkstätte preisgibt und ein QR-Code sind im Fenster neben der Eingangstür angebracht; auch der direkte Eingang zu den Kellerräumen weist keinen Hinweis auf. Unserer Meinung nach wird somit der Denkmalcharakter des Gestapokellers geschwächt, seine Anwesenheit nahezu verschwiegen, welches  durch die geringen Öffnungszeiten unterstützt wird. Somit bleibt bis auf weiteres der Gestapokeller für den unwissenden Besucher der Stadt Osnabrück ein düsteres Geheimnis.

Unter der Berücksichtigung aller genannten Fakten, kommen wir als Gruppe zu dem Schluß. dass es sich hier sehr wohl um eine Gedenkstätte handelt, die jedoch nur innerhalb der Kellerräume zu funktionieren scheint. Nur wer explizit nach der Gedenkstätte sucht, kann sie finden, da sich die Wahrnehmung dieser, wie wir bereits erwähnten, zu kompliziert gestaltet. Versteckt in einem Seitenflüger des Osnabrücker Schlosses, ohne hilfreiche Werbung, stellt sich uns die Frage, ob der Gestapokeller den Opfern ausreichend gedenken kann. Denn wie kann ich an etwas gedenken, wenn der Ort des Gedenkens nicht sichtbar gemacht wird?

Warum wird der Stadtbesucher nicht einfach von der Gewalt des Gedenkens bildlich erschlagen?
Aktuell zeigt uns Volker Johannes Trieb wie man Menschen auch ungewollt zum Gedenken bringen kann: die überall in der Osnabrücker Innenstadt zu findenden Baumstämme, die Spuren von Granatensplittern und Zitaten aus dem Buch "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque, tragen den Titel "Damals nicht, jetzt nicht, niemals!" und stören das ansonsten so ruhige Bild der Stadt. 



Quelle: https://scontent-a-fra.xx.fbcdn.net/hphotos-xfp1/v/t1.0-9/10406430_472900479511948_265979262185141862_n.jpg?oh=7e9044a4c704f1ecdcb135fafe4bd60f&oe=5461947E
Spaziert man nun durch die Fußgängerzone, so ist es unmöglich die Mahnmäler zu übersehen. Unumgänglich ist hiermit auch die Auseinandersetzung mit jenen Kunstwerken, da die angebrachten Zitate so bildlich und schrecklich sind, dass sie sofort ein Bild vor den Augen erzeugen und der Betrachter nach einer Erklärung für das Gesehene/Gelesene sucht. Es ist eine schonungslose Kunst, die zum Nachdenken anregt.
Wir fragen uns ob diese Schonungslosigkeit nicht besser erinnern kann als eine scheinbar nicht auffallen wollende Gedenkstätte?
Vielleicht sollte auch die Gedenkstätte Gestapokeller etwas von dieser Schonungslosigkeit übernehmen. Sich weniger in Zurückhaltung üben, um die Bewohner und Besucher der Stadt Osnabrück für das Vergangene  zu sensibilisieren.

Sarina Gronemeier
Vanessa Kliesch
Jennifer Morandini-Müller für ERINNERN UND VERGESSEN





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